"Es mangelt an Jugendtrainern"

Interview und Vorrundenrückblick mit Jugendleiter Rainer Helm

Volltreffer! 09.12.2012 (Ausgabe 136)

Volltreffer: Hallo Rainer. Auch bei der Jugend geht die Hinrunde langsam zu Ende. Wie lautet dein Zwischenfazit?

Rainer Helm: Hallo Volltreffer-Team. Erst mal herzlichen Dank für eure wie schon gewohnt tollen Berichte, Interviews und Bilder während der Vorrunde. Ich finde unser Volltreffer ist ein super Vereinsheft, das weit über Kreisliga-Niveau hinausgeht.

Zu meinem Fazit: Bei unseren Mädels läuft es eigentlich wie erwartet. Die B- und C- Juniorinnen haben in den Bezirksligen gute Mittelfeldplätze und brauchen sich nicht mit dem Abstiegsge­spenst herumplagen. Die D1-Juniorinnen sind sehr gut platziert und haben noch Luft nach oben. Das es bei den D2-Mädels etwas schwerer wird, war klar, da wir sehr viele E-Mädels darin haben. Aber auch die­ses Team ist auf einem guten Weg nach vorne. Im Moment und in der näheren Zukunft gilt es, als zuallererst die Mann­schaftsstärken zu halten, da ja leider der vom DFB erwartete Boom nach der Frauen WM 2011 ausgeblieben ist. Das merkt man auch daran, dass der Verband in diesem Jahr zum Beispiel keine E-Juniorinnen- Staffel zusammenbekam und unsere Mäd­chenteams mit ihren Trainern wesentlich weitere Wege fahren müssen als die Jungs, damit sie Fußballspielen können.

Zu den Jungs: Bei den A-Junioren läuft es trotz großer Anstrengungen al­ler drei Jugendabteilungen (SG mit Griß­heim und Hügelheim, d. Red.) nicht rund und das leider schon die dritte Saison. Da sind wir ganz klar hinter den Erwartungen. Ich muss aber sagen, da liegt es nicht am Trainerteam, sondern da ist es ein Teil der Spieler, die sich bitte mal an die eigene Nase fassen müssen. Jungs, wir wollen mit euch in der nächsten und übernächsten Saison in dem Aktivbereich Erfolg haben. Unsere zwei C-Jugenden mit derzeit 29 Spielern stehen eigentlich gut da, aber je länger die Runde läuft, desto mehr merkt man bei beiden Teams, dass einfach zu wenig Trainer vorhanden sind, um indi­viduell trainieren zu können. Ich finde es eine große Leistung von unserem Cheftrai­ner, dass der „Laden“ unter diesen Voraus­setzungen trotzdem so gut läuft. Bei den D-Jungs war es von Anfang an klar, dass uns eine schwierige Runde bevorsteht. Die knappen Niederlagen zeigen mir aber, dass sich das Team ständig verbessert und mit den Trainern zusammen den drohenden Abstieg vermeiden wird. In unserer E-Ju­gend läuft es gut. Wir dürfen mit dem Ta­bellenplatz zufrieden sein. Nach der Neu­einteilung in der Rückrunde ist sicher noch einiges mehr drin. Toll finde ich, dass wir in diesen Jahrgängen sehr viele neue Spieler

bei uns begrüßen durften. Unsere drei F-Jugenden sind im Moment eines der Aushängeschilder unserer Jugendarbeit. Die vielen Turniersiege sind schon fast unheimlich. Aber auch wenn es mal nicht so super läuft, in diesen Altersbereichen muss der Spaß am Spiel immer im Vorder­grund stehen. Da sehr viele Spieler von der G- in die F- Jugend hochgekommen sind, sind wir bei unseren Kleinsten natürlich wieder im Aufbau. Wenn man sieht, wie viele neue und begeisterte Spieler- und Spielerinnen bereits in den ersten Mona­ten dazugekommen sind, wird mir da nicht bange um den Nachwuchs.

Volltreffer: Die B-Junioren haben bisher alle Partien gewonnen. Hat Buggingen/ Seefelden ab nächster Saison einen Be­zirksligavertreter?

Helm: Das wäre natürlich ein Highlight, wenn wir nach zwei Mädchenmannschaf­ten endlich ein Juniorenteam in der Be­zirksliga hätten. Allerdings ist das noch ein weiter Weg mit einer kompletten Rück­runde und zwei Nachholspielen. Die Jungs dürfen einfach nicht die Bodenhaftung verlieren und müssen konzentriert weiter trainieren.

Volltreffer: Die Jugendabteilung un­seres Vereins hat in den letzten Jahren eine hervorragende Entwicklung genom­men, was sich in Erfolgen aber auch der Zahl der Jugendspieler widerspiegelt. In welche Richtung geht aus deiner Sicht die Entwicklung? Kann die Spvgg 09 sich zu einer Art Aushängeschild des Jugend­fußballs der Region entwickeln?

Helm: Es ist natürlich ein Ziel, uns in die­se Richtung zu entwickeln. Das kann aber nur mit engagierten und gut ausgebildeten Jugendtrainern funktionieren. Der ganze Verein, jedes Mitglied muss das auch so sehen und uns unterstützen. Leider sehen das aber nicht alle so. Es stimmt mich trau­rig und bedenklich, wenn man Jahr ein, Jahr aus auf der Suche nach Trainern ist und manchmal mit dem Satz „Das tue ich mir nicht an“ abgefertigt wird. Natürlich hat nicht jeder das Zeug und die Zeit für ein Traineramt, aber man kann uns in sehr vielen Bereichen trotzdem unterstützen und sich engagieren.

Volltreffer: Eine Herausforderung der Zukunft ist mit Sicherheit der Geburten­rückgang. Wie siehst Du dieses Problem im Hinblick auf Jugendspielerjahrgänge der Zukunft?

Helm: Das zu kompensieren, gehört zu den Gesamtmaßnahmen der Jugendarbeit und des Vereins. Im Moment sind wir schon inden Kindergärten der Gemeinde und in der Grundschule Buggingen tätig, um mit Schnupper-Trainings für uns zu werben. Wichtige Faktoren sind da auf jeden Fall die neue Anlage, gute und auch genügend Jugendtrainer. Die Teams sollten noch ein bis zwei Klassen höher spielen und zu guter Letzt erwarte ich mit dem Neubau­gebiet in Buggingen durchaus einen groß­en Zulauf an Spielern und Spielerinnen. Aber das ist alles nur zu bewältigen und zu erreichen, wenn auch wie betont genü­gend engagierte Jugendtrainer vorhanden sind. Und da mangelt es im Moment.

Volltreffer: Die gute Jugendarbeit bringt natürlich auch Nachteile mit sich. Befürch­test du bei ausbleibendem sportlichem Erfolg der Aktiven, dass Jugendspieler abwandern und Buggingen/Seefelden zu einem „Ausbildungsverein“ für die umlie­gende Konkurrenz verkommt?

Helm: Über dieses Thema wird schon seit einiger Zeit bei uns im Verein diskutiert. Natürlich gehören der Erfolg und die At­traktivität unseres Aktiven zwingend dazu, um Spieler zu halten. Wir können es aber keinem Jugendspieler verwehren, irgend­wo anders zu probieren und wenn einer wirklich die Chance und die Fähigkeiten hat, oberklassig zu spielen, dann soll er es auch probieren. Wichtig finde ich einfach, dass das alles fair über die Bühne geht, da­mit der Spieler oder die Spielerin jederzeit gerne wieder zu uns zurückkommen kann. Wenn ich aber die aktuellen Bewegungen betrachte, dann muss ich sagen, sind es vielmals die Eltern und nicht die Kinder, die dieses Problem diskutieren. Wenn alle Ju­gendlichen sich mit unserem Verein iden­tifizieren, dann wissen sie auch, wer sie ausgebildet hat und das werden sie min­destens die ersten Jahre ihrer Aktivzeit un­serm Verein zurückgeben. Der sich dann einstellende Erfolg bindet sicher viele zu­sätzlich langfristig an unseren Verein.

Volltreffer: Zu den Aktiven: Die junge Zweite spielt bislang mit Ergänzung drei­er „alter Hasen“ äußerst erfolgreich. Die sehr junge Erste ist im oberen Mittelfeld platziert. Fehlen gerade hier für eine noch bessere Platzierung Spieler in etwas hö­herem Alter? Gleiches gilt für die junge Frauenmannschaft.

Helm: Also unser Frauenteam kann ich nur aus der Ferne beurteilen. Ich konn­te bis jetzt leider noch kein Spiel von ih­nen sehen. Wenn man aber zumindest die letzten Ergebnisse sieht, glaube ich, das Team findet sich und setzt die Vor­gaben von Ihrem Trainer Jürgen Scho­ler gut um. Unsere zweite Mannschaft ist ja im Moment über jeden Zweifel erha­ben. Da kann und darf man nicht meckern. Ich finde es toll, dass die „alten Hasen“ mit den „Jungspunden“ so gut harmonieren. Bei unserer Ersten kann ich natürlich am besten mitreden, da ich fast jedes Spiel gesehen habe und mir so meine Gedanken mache. Die Frage nach den Spielern mit et­was höherem Alter ist durchaus berechtigt. Man erhofft sich ja mit erfahrenen Spielern die sogenannten Leitwölfe zu bekommen. Diese Führungsspieler wären sicher wich­tig für das junge Team. Fakt ist aber, die haben wir nicht und es wird auch schwer sein, die so schnell zu bekommen. Daher gibt es sicher noch andere Tugenden, um dieses Problem abzuschwächen. Ich denke da an Teamspirit. Wenn sich jeder auf dem Platz in den Dienst der Mannschaft stellt und seinen Mitspieler aufbaut und bei einem Fehler nicht gleich blöd anmacht, wird dieses Team noch viel stärker. Wenn alle ein gemeinsames Ziel haben, wird das auch so klappen. Außerdem dürfte sich ja auch dann der eine oder andere zum Füh­rungsspieler entwickeln, mit dem man im Moment noch gar nicht rechnet.

Zum Schluss möchte ich allen Ju­gendtrainern und Betreuern für Ihren tol­len Einsatz, den sie Woche für Woche er­bringen, recht herzlich danken. Und sorry an alle Teams, es ist mir in der Vorrunde leider nicht gelungen, von jeder Mann­schaft mindestens ein Spiel zu besuchen.