"Der Verein lebt"

Interview mit Edgar Held, dem Trainer der Spvgg 09

Volltreffer! 10.10.2010 (Ausgabe 108)

Volltreffer!: Hallo Coach. Seit knapp drei Monaten trainierst Du nun die Herren der Spvgg 09. Was waren die Gründe, das damalige „Kellerkind“ zu übernehmen?
Held: Hallo Volltreffer!-Team. Es gab keine expliziten Gründe für meine Zusage. Ich war ja auch schon als Spieler hier im Verein und habe mich schon damals sehr wohlge­fühlt. Zudem hatte ich eine Pause und die Anfrage ist zur richtigen Zeit gekommen, ich hatte wieder richtig Lust, eine Mann­schaft zu übernehmen. Der Tabellenstand o.ä. interessierte mich nicht, lediglich das Umfeld und gewisse Perspektiven, welche hier absolut gegeben sind.

Vt: Der fünfte Spieltag ist absolviert – Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Wie fällt Dein erstes kleines Fazit hinsichtlich der jungen Mannschaft und des Vereins aus?
Held: Der Verein lebt, die Jugendarbeit wird hier groß geschrieben, wir sind dahin­gehend sehr gut aufgestellt. Sicher ist mei­ne junge Mannschaft noch am Start des von mir geplanten Weges, aber, wenn es sich so weiterentwickelt, wir hatten gerade gegen die SG aus Ehrenstetten sehr gute Ansätze, bin ich eher positiv gestimmt. Die Ergebnisse alleine stehen z.Z. nicht im Mittelpunkt, die Art und Weise ist für mich Priorität. Wir haben sehr viele sehr jun­ge Spieler, da fehlen noch Erfahrung und Cleverness. Sollten jedoch alle mit Engage­ment bei der Sache bleiben, bin ich sehr zuversichtlich.

Vt: Vor elf Jahren warst Du als Aktivspie­ler in der Meistermannschaft der Sport­freunde Seefelden dabei. Abgesehen von der Fusion, hat sich Deiner Einschätzung nach seitdem viel verändert oder werden noch öfters Erinnerungen, auch in Form von alten Bekannten geweckt?
Held: Es sind natürlich immer noch die alten bekannten Gesichter, welche nach wie vor die Mannschaft unterstützen. Das Schöne ist, dass doch einige damalige Spieler aus der Meistermannschaft nun offizielle Funktionen innehaben, wie bspw. Christian Mattlin, Udo Bissert oder auch Markus Kern. Aus meiner Sicht hat sich al­lerdings an der Einstellung der Mitglieder zu ihrem Verein nicht viel geändert, die ist nach wie vor sehr gut.

Vt: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen Verantwortlichen der Spvgg 09, von denen eben bereits einige 1999 Deine Teamkollegen waren?
Held: Wie gesagt, ich werde bestens un­terstützt, die meisten waren eben schon aktive Fußballer und wissen, was in wel­cher Zeit realisierbar ist und was nicht. Mit den Verantwortlichen, natürlich in er­ster Linie mit den beiden Spielausschuss­vorsitzenden, besteht eine absolut harmo­nische Zusammenarbeit.

Vt: An die goldene Zeit und tolle Mann­schaft von 1999 erinnert man sich natür­lich immer wieder gerne zurück, die letz­ten Jahre waren weniger erfolgreich. Was uns und die Leserschaft brennend interes­siert: glaubst Du, dass man in absehbarer Zeit wieder mal eine Meisterschaft in Buggingen/Seefelden feiern darf, gerade vor dem Hintergrund des sicherlich hohen Potentials des Vereins?
Held: In erster Linie muss es Ziel sein, aus dem eigenen Nachwuchs engagierte Stammkräfte zu generieren. Dazu kommt, dass die bekannten Tugenden wie Einsatz, Disziplin und Kameradschaft nicht nur be­sprochen, sondern auch gelebt werden. Stimmt dann auch noch der Trainings­fleiß, funktionieren dann plötzlich Dinge, die man sich vorher nicht zugetraut hätte. Was dann irgendwann einmal für ein Re­sultat herausspringt, kann man an einer Hand abzählen. Aber: es muss sich jeder bewusst sein, geschenkt kriegt man in der B4 überhaupt nix.

Vt: Fünf Jugendspieler aus den eigenen Reihen komplettierten diese Saison die Liste der Neuzugänge und den jungen Kader. Bedeutet der Sprung aus der A-Jugend immer noch einen großen Schritt und welche Erwartungen setzt Du in die „Jungspunde“?
Held: Ich glaube, es haben alle schon ge­merkt, dass der Sprung von der Jugend in den Aktivbereich immer noch sehr groß ist. Das geht in der Vorbereitung schon los, die Intensität ist doch um ein Vielfaches höher als noch zuvor. Ich hoffe, die Jungs bleiben alle mit Feuer dabei und versuchen stets, an sich weiter zu arbeiten. Es sind absolut gute Ansätze vorhanden und es kommt die Zeit, in der dann auch der Abschluss klappt, aber das ist nicht nur ein Thema der Jungen.

Vt: Stimmt, oft spielt man schon soliden und ansehnlichen Fußball, aber offen­sichtlich ist auch, dass man vorne leider noch nicht die volle Durchschlagskraft be­sitzt, einen echten „Knipser“ sucht man in Buggingen/Seefelden schon länger ver­gebens. Verzweifelt man da nicht manch­mal als Trainer und sollte es ein Rezept zum Toreschießen geben, welche Zutaten bräuchte es Deiner Meinung nach?
Held: Wenn es hier ein Rezept gäbe, wären wohl nicht alle auf der Suche nach einem echten Knipser. Bei uns fehlen im entschei­denden Moment die Nerven. Man kann das trainieren, aber im Spiel ist es wieder eine gesonderte Situation. Wenn wir noch das Selbstvertrauen bekommen, bei einer Chance mental zu sagen „Der ist drin“ und nicht zu denken „Hoffentlich ist er drin“, wenn wir das schaffen, wird es sicher bald besser, ich bin da sehr zuversichtlich.

Vt: Fußball bedeutet ja auch im Amateur­bereich für viele Menschen oftmals mehr als nur ein Hobby – Aufopferung, Leiden­schaft und Emotionen sieht man auch in den untersten Ligen – geht es Dir ähnlich und würdest Du Dich im positiven Sinne sogar als „fußballverrückt“ bezeichnen?
Held: Natürlich beschäftigt dich deine Mannschaft Tag für Tag, nicht nur an den Trainings- und Spieltagen. Ich denke, das ist allerdings von Trainer zu Trainer auch ein wenig unterschiedlich. Ich glaube aber schon, dass meine Emotionen für alle spürbar sind, wichtig ist aber auch, eine gewisse Lockerheit zu bewahren.

Vt: Was machst Du, um mal richtig vom Fußball loszukommen und abzuschalten? Oder ist das während der Saison über­haupt möglich?
Held: Während der Saison ist das fast nicht möglich. Aber das weißt du, wenn du so einen Job machst, von daher ist das nicht weiter schlimm. Es kommt ja auch wieder eine Pause, dann wird es auch wieder relaxter.

Vt: Letzte und obligatorische Frage: Wie fällt Dein erstes Zwi­schenfazit zur Liga aus? Gab es in Deinen Augen bisher größere Überraschungen oder war doch vieles vorhersehbar?
Held: Ich hätte vor der Saison sicher mit Grißheim als Überflie­ger dieser Saison gerechnet, hat man die vergangene Spielzeit doch ziemlich dominiert und sich auch noch personell verstärken können. Ich denke, das Team von Trainer Kiefer ist im Moment sicher hinter den Erwartungen seines Umfeldes zurück geblieben. Die werden sich aber sehr rasch finden und noch ein gehöriges Wörtchen mitsprechen, dürfen sich jetzt aber keine Ausrutscher mehr erlauben. Ansonsten erstaunen mich doch etwas die „verrückten“ Ergebnisse der Sportfreunde aus Eschbach, obwohl die Staffel aus meiner Sicht doch eigentlich jetzt schon so positioniert ist, wie man es vorweg erwarten durfte. Natürlich ist un­ser Tabellenplatz nicht das, was wir uns vorgenommen haben, aber das haben wir ja auch noch selbst in der Hand.