Vom Sport für den Sport
Spende des Radsportverein
"Vom Sport für den Sport"
In einer Generalversammlung hat der Radsportverein Buggingen 2019 seine Auflösung beschlossen. Das Restvermögen – fast 5.000 Euro – kommt der Jugend der Spvgg 09 Buggingen/Seefelden zugute. Die Gründungsmitglieder Peter Goldenberg und Eberhard Wermuth erzählen im Interview von einer ereignisreichen Zeit – und von lachenden Fußballern, die nun selbst aufs Rad steigen.
Volltreffer: 2019 habt ihr auf der Generalversammlung die Auflösung des RSV Buggingen beschlossen. Wie blicken Sie auf die rund 45 Jahre Vereinsleben zurück?
Eberhard Wermuth: Die Auflösung war für uns schon ein Schlag. Ich war seit der Gründung in der Vorstandschaft. Dennoch war es einfach eine schöne Zeit. Was in Erinnerung bleiben wird, sind die vielen Dinge, die wir zusammen unternommen haben, auch unabhängig vom Radfahren, zum Beispiel die Langlauf-Ausflüge im Winter.
Volltreffer: Ihr habt entschlossen, das Restvermögen von rund 4.800 Euro der Jugend der Spvgg 09 zu spenden. Wie kommt es dazu?
Peter Goldenberg: In unserer Satzung als gemeinnütziger Verein stand, dass das Restvermögen bei einer Auflösung an die Gemeinde übergeht. Bürgermeister Johannes Ackermann hat uns die Entscheidung überlassen, wo das Geld hinüberwiesen werden soll. In der Generalversammlung haben wir dann beschlossen, es der Jugend der Spvgg 09 zu spenden. Wir haben gesagt, das Geld kommt vom Sport und soll deshalb auch beim Sport bleiben.
Volltreffer: Habt ihr selbst mal Fußball gespielt?
Wermuth: Ja, bei Weiß-Rot Buggingen. Aber das war letztlich nichts für mich.
Goldenberg: Ich habe nur einmal beim Grümpelturnier in Buggingen mitgespielt und mir einen sechsfachen Trümmerbruch im Sprunggelenk zugezogen. Dann habe ich es lieber gelassen.
Volltreffer: Wie war das Verhältnis zwischen dem RSV und den Fußballern?
Wermuth: Viele haben uns gefragt, wie wir so blöd sein können, in der Gegend rumzufahren und Kilometer abzuspulen. Genau diejenigen, die uns damals belächelt haben, sitzen mittlerweile selbst auf dem Rad, um sich fit zu halten.
Goldenberg: Alwin Kaltenbach, langjähriger Vorsitzender der Sportfreunde Seefelden, hat anfangs auch immer gelacht. Irgendwann war er vom Radfahren dann total begeistert. Im Winter haben sich die Fußballer geärgert – denn wir hatten ein Anrecht auf genauso viele Stunden Hallentraining wie sie. Max Kalchschmidt, ehemaliger Trainer der Sportfreunde Seefelden, hat mit uns Gymnastik und Zirkeltraining gemacht, damit wir auch im Winter fit bleiben.
Volltreffer: Wenn etwas endet, erinnert man sich immer an die Anfänge zurück. Wie kam es dazu, dass in Buggingen der RSV gegründet wurde?
Wermuth: Der Verein entstand am Stammtisch im Gasthaus zum Pfauen in Seefelden, ungefähr zur Zeit der autofreien Sonntage. Hans Rieger meinte, „wenn ihr schon so verrückt seid und mit dem Fahrrad in der Gegend rumfahrt, könnt ihr auch einen Verein gründen.“ 1975 fand die Gründungsversammlung in der Wirtschaft „Halde“ in Buggingen statt, 1976 folgte die Eintragung ins Vereinsregister.
Volltreffer: Was waren eure Highlights in all den Jahren?
Goldenberg: Die von uns veranstalteten Radrennen. Zunächst war der Start und das Ziel bei der Winzerhalle in Seefelden. Die Runde führte über Betberg in Richtung Sulzburg. Als wir nach Buggingen umgezogen sind, hatte das Publikum dann mehr davon, da die Fahrer öfter an ihnen vorbeigekommen sind. In den 1990er-Jahren war sogar einmal Jan Ullrich dabei. Er hat auf dem Heimweg aus einem Trainingslager in Spanien bei unserem Rennen noch ein bisschen „Taschengeld“ mitgenommen.
Volltreffer: Und was ist euch von euren eigenen Fahrten in Erinnerung geblieben?
Goldenberg: Bei Kriterien in der Schweiz haben wir als Hobbyfahrer schon einmal gut 4.000 Höhenmeter überwunden. Einmal sind Manfred Müller und ich nach Andermatt in die Alpen gefahren. Unser Zelt stand am Hang, sodass wir fast runtergerutscht sind. Morgens um 6 Uhr war dann Start der Rundfahrt. Weil eine Straße neu gebaut wurde, mussten wir auf dem Furkapass einen Kilometer über Schotter laufen und unsere Fahrräder tragen.
Wermuth: Wir haben uns jeden Sonntagmorgen zwischen 6 und 8 Uhr getroffen, um Rad zu fahren. Meistens haben wir 70 bis 90 Kilometer zurückgelegt, bei größeren Ausflügen aber auch schon einmal bis zu 200 Kilometer. Daneben haben wir donnerstags und samstags trainiert. Gefahren sind wir vor allem Kriterien und viele Radtouristiken in der Schweiz und in Frankreich. Gesponsort wurden wir über die Jahre hinweg immer vom Autohaus Hunzinger. Hermann Hunzinger war bei uns auch Ehrenmitglied. Daneben muss man den Pfauen hervorheben, der immer unser Vereinsheim war und in dem wir sehr viele schöne Stunden hatten.
Volltreffer: Ihr hattet Anfang der 1990er-Jahre zwischen 80 und 90 Mitglieder. Wie kam es dazu, dass ihr den Verein nun auflösen musstet?
Goldenberg: Leider sind aus Altersgründen einige Mitglieder weggefallen. Aber vor allem die Leute in der Vorstandschaft hatten zunehmend kein Interesse mehr.
Volltreffer: Gerade jetzt in Corona-Zeiten sind sehr viele junge Leute mit dem Rad unterwegs. Wieso kommt in so einem Verein keine Jugend nach?
Goldenberg: Wenn man bei einem Radsportverein ein Jugendteam unterhält, ist der Aufwand riesig. Dafür war unser Verein einfach zu klein und das Kapital hat gefehlt.
Volltreffer: Wieso hat es an Geld gefehlt?
Wermuth: Dadurch, dass das Laubenfest in Buggingen vor ein paar Jahren gestorben ist, ist unsere jährliche Haupteinnahmequelle weggebrochen.
Goldenberg: Als wir noch unsere Rennen in Buggingen veranstaltet haben, war es echt unglaublich, wie viel die Menschen und Unternehmen damals gespendet haben. In den ersten Jahren wurden die Rennen super angenommen. Aber das wurde zunehmend weniger, vor allem nach den Doping-Fällen im Team Telekom. Danach brauchte man mit Jan Ullrich keine Werbung mehr machen.
Volltreffer: Auf dem Lindenplatz in Buggingen wird bald eine Bank von euch aufgestellt. Was hat es damit auf sich?
Goldenberg: Wir haben uns zur Erinnerung an die vielen schönen Jahre eine Bank mit unserem Wappen und den Namen unserer drei Ehrenmitglieder bauen lassen. Diese wird am Lindenplatz aufgestellt, sobald dort die Umbaumaßnahmen fertig sind.
Die Spvgg- Familie bedankt ganz recht herzlich beim Radsportverein für die Spende.
Hier noch der Bericht vom 27.05.2021 aus dem Amt- und Mitteilungsblatt der Gemeinde: